Buchrezension: Isch geh Schulhof von Philipp Möller

Als ich vor zwei Wochen mit Bronchitis im Bett lag, habe ich eine folgenschwere Entdeckung gemacht: Audible. Das Amazon-Hörbuchportal, mit dem man bequem am PC oder Handy Hörbücher kaufen und abspielen kann. Ich bin sowieso ein großer Hörbuchfan, da ist so eine Plattform natürlich genau das richtige für mich (und könnte mich potenziell in den finanziellen Ruin treiben…). Aber was gibt es bei einer Krankheit, die einen ans Bett fesselt besseres, als etwas seichte Verköstigung zum Hören? Mir fällt nicht viel ein.
Meine erste Wahl fiel also auf das Buch “Isch geh Schulhof” von Philipp Möller. Hier erstmal der Klappentext:

Heute ist Klassenausflug. Bowlen – damit die Kinder sich endlich mal so richtig austoben können. Als ich den Klassenraum betrete, stürmen die ersten schon auf mich zu.
“Herr Mülla, iebergeil!”, ruft Ümit. “Isch mache Strike, ja? Schwöre, schmache eine Strike!” Mit wilden Bowling-Trockenübungen steht er vor mir. Wenn er nachher tatsächlich so bowlt, nehme ich mir besser einen Helm mit.
Aushilfslehrer? Ein lockerer Job, denkt Philipp Möller – bis zur ersten Stunde in seiner neuen Klasse: Musikstunden erinnern an DSDS, hyperaktive Kids flippen ohne ihre Tabletten aus und zum Frühstück gibt es Fastfood vom Vortag.

Nachdem ich einen Teil des ersten Kapitels als Kostprobe hören konnte, wollte ich das Buch unbedingt weiter hören. Es machte einen lustigen, leichten Eindruck, bei einem eigentlich ernsten Thema. Vor allem die Imitationsfähigkeiten von Herrn Möller, der sein Buch für dieses Hörbuch selbst verlesen hat, haben mich sehr unterhalten. Und der erste Eindruck hat auch nicht wirklich getäuscht. Ich habe es an einem Nachmittag gehört und musste stellenweise laut Lachen (und das kommt beim Lesen bei mir nicht so häufig vor). Ob das Buch beim Selbstlesen ohne die Imitationen von Herrn Möller den gleichen Unterhaltungswert hat, kann ich natürlich nicht beurteilen, aber allein für die lohnt sich das Hörbuch schon fast. Besonders im Verlauf des Buchs hat mich aber seine Art etwas gestört. Er lehrte als Quereinsteiger an einer Berliner Problemschule unter anderem Mathe, Musik und Sport. Das Buch dreht sich weniger um die Entwicklung einer speziellen Klasse, als um seine persönliche Entwicklung und Auseinandersetzung mit dem Thema Bildungsferne im Schulalltag. So weit so gut, nur so lustig er auch imitieren mag, er wirkte auf mich vor allem im späteren Verlauf des Buchs leicht überheblich und (zu?) sehr von sich selbst überzeugt. Was mich außerdem etwas gestört hat, war die Betonung von Politik und Bildungssystem bei der Diskussion der Gründe für die Bildungsferne. Versteht mich nicht falsch, ich denke die Politik und das Bildungssystem spielen eine große Rolle, vor allem auf lange Sicht, aber ich denke auch, dass man die Rolle der Eltern nicht ganz unerwähnt lassen kann. Die Schulen sind ja nicht die Einzigen mit einem Bildungsauftrag. Im Endeffekt hat mich das Buch zwar gerade am Anfang unterhalten, zum Ende hin war es jedoch nicht so ganz mein Fall. Ich würde es vermutlich nicht an Freunde empfehlen.

2 comments

  1. Danke Dir für die differenzierte Review! – Hörbücher sind – gerade wenn sie gut gelesen sind -wirklich ein ganz tolles Erlebnis. – Es gibt wunderschöne Hörbücher und dieses hier hatte wohl zumindest gute Stellen, einen gute lesenden Autor und ein interessantes Grundthema!

    1. Vielen Dank für deinen Kommentar! Jetzt wo ich mit Audible einmal angefangen habe, kommen mit Sicherheit noch mehr Hörbuchrezensionen ;) Ich brauche für die Fahrt zur Uni morgens schon allein 45 Minuten und Nachmittags noch mal das selbe Spiel, da eignen sich Hörbücher bestens um die Zeit doch irgendwie zu nutzen. Wenn sie gut sind, ist es natürlich um so besser. Inzwischen habe ich noch eins gehört von Timur Vermes, das fand ich noch deutlich besser. Eine Rezension folgt noch.
      Ich wünsche dir ein schönes Wochenende!

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